Traunstein trauert um den Bruder von Papst Benedikt XVI. emeritus
Mit dem Tod von Georg Ratzinger verliert Traunstein einen hoch geschätzten ehemaligen Mitbürger, der in der Stadt seine große musikalische Karriere als Chordirektor begonnen und hier tiefe Spuren hinterlassen hat.
Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer: „Die Gedanken vieler Traunsteinerinnen und Traunsteiner gehen in diesen Tagen nach Rom. Im Namen unserer Stadt spreche ich Papst Benedikt emeritus mein aufrichtiges Beileid aus. Die enge Verbindung der beiden Brüder und zuletzt die Reise des emeritierten Papstes nach Regensburg lassen uns nur erahnen, wie schmerzlich der Verlust für ihn sein muss.“
Vielen Traunsteinern ist das Bild des über den Stadtplatz radelnden Georg Ratzinger noch vor Augen. Von 1957 bis 1964 war er in der Stadtpfarrkirche St. Oswald als Chorregent tätig, bevor er die weltberühmten Regensburger Domspatzen übernahm und diese 30 Jahre lang erfolgreich leitete. „Mein Bruder gab sich leidenschaftlich der Musik hin, die sein besonderes Charisma ist.“ Das schrieb 1998 der damalige Kardinal Joseph Ratzinger in seinem Buch „Aus meinem Leben“. Seine Dienstwohnung hatte Georg Ratzinger in der Mittleren Hofgasse 24, im Volksmund auch „Predigerhäusl“ genannt. Anfang Juni 1959 nahm er dort seine Eltern zu sich. Im selben Jahr verstarb dort sein Vater, im Jahr 1963 die Mutter. Beide wurden zunächst in Traunstein beigesetzt, 1974 exhumierte man deren sterbliche Überreste und überführte sie auf den Friedhof bei Pentling.
Die Familie Ratzinger war 1937 in ein „Bauernsachl“ in Hufschlag (Gemeinde Surberg) gezogen. Nach mehrfachen Umzügen fanden die beiden Brüder dort eine neue Bleibe – „für uns Kinder war sie ein Paradies.“ (Joseph Kardinal Ratzinger, aus meinem Leben, 1998). Am 30. Juni 2005 enthüllte dort Prälat Georg Ratzinger eine Gedenktafel mit der Inschrift „Hier wohnte Joseph Ratzinger von 1937 bis 1951. Am 19. April 2005 zum Papst Benedikt XVI. gewählt.“
Prägend war für Georg und Joseph Ratzinger auch die Zeit im Erzbischöflichen Studienseminar auf der Wartberghöhe. Viele Jahre später – bevor Joseph Ratzinger der erste bayerische Papst wurde – verbrachten die beiden dort regelmäßig die Tage zwischen Neujahr und Heilig-Drei-König.