Die 1. Pipeline der Welt - Traunstein und das Salz

Schon seit dem Mittelalter wurde in Traunstein mit Salz gehandelt. Ihren Waldreichtum im Hinterland und der Holzknappheit der Saline Reichenhall verdankt es die Stadt, dass sie Salinenstandort wurde. Grundlegend hierfür war der Bau der Soleleitung – der 1.Pipeline der Welt – von Reichenhall nach Traunstein. Für Traunstein und seine Stadtentwicklung war die Soleleitung von unschätzbaren Wert – und ist es bis heute. Das Salz hat die Stadt(geschichte) maßgeblich geprägt.

Anlässlich des 400jährigen Salzjubiläums 2019 wurde der Salinenpark – das Freilichtmuseum in Traunstein – eröffnet. Der Salinenpark ist ein Ort, an dem die Salzgeschichte wieder lebendig wird. 

Ebenfalls zum Jubiläum öffnete die Ausstellung Soleleitung. Sie ergänzt das Freilichtmuseum und konzentriert sich auf die Geschichte der Soleleitung, der 1. Pipeline der Welt.

Salinenpark Traunstein
Ausstellung Soleleitung
Stadtführung "Das Salz in Traunstein"

Die Traunsteiner Salzgeschichte

Im Jahr 1613 ent­deck­te man in Rei­chen­hall ein neu­es, reich­hal­ti­ges „Salz­flüssl“, des­sen Aus­beu­tung aus Man­gel an Holz nicht mög­lich war. Am 4. Ja­nu­ar 1616 traf Her­zog Ma­xi­mi­li­an ei­ne re­vo­lu­tio­nä­re Ent­schei­dung. Bis­her brach­te man den Brenn­stoff zur So­le. Jetzt wähl­te man den um­ge­kehr­ten Weg! „Über das Ge­bir­ge“ nach In­zell und Siegs­dorf und von dort wei­ter nach Traun­stein soll­te das salz­hal­ti­ge Was­ser ge­führt wer­den, wo Holz im Über­fluss vor­han­den war.

Für den Trans­port der So­le von Rei­chen­hall nach Traun­stein ent­wi­ckel­ten die ge­nia­len Bau­meis­ter Hans und Si­mon Reif­fens­tu­el ein Rohr­lei­tungs­sys­tem aus 8342 hand­ge­bohr­ten Holz­roh­ren, so­ge­nann­ten Dei­cheln. Die­ses Sys­tem gilt als die 1. Pipe­line der Welt. Die grö­ß­te Her­aus­for­de­rung stell­te da­bei die Über­win­dung der ge­wal­ti­gen Hö­hen­dif­fe­renz von 346 Me­ter dar. Die Lö­sung wa­ren sie­ben al­lein durch Was­ser­kraft an­ge­trie­be­ne Pump­sta­tio­nen, die ent­lang der Stre­cke er­rich­tet wur­den. 

Der Bau der So­le­lei­tung ge­lang in nur zwei Jah­ren (1617-1619) und war für da­ma­li­ge Ver­hält­nis­se ein tech­ni­sches Wun­der­werk, in Pla­nung und Durch­füh­rung ein­ma­lig für die­se Zeit. Gleich­zei­tig er­rich­te­te man auf dem Pfle­ge­r­an­ger der kaum be­sie­del­ten Au süd­lich un­ter­halb der Stadt (heu­ti­ger Karl-Theo­dor Platz und Sa­li­nen­park) ei­ne Sa­li­ne. Sud­stät­ten, Härt­häu­ser und Woh­nun­gen, die teil­wei­se heu­te noch im Ori­gi­nal zu se­hen sind. Am Os­wald­tag (5. Au­gust) des Jah­res 1619 wur­de der Be­trieb der Sa­li­ne auf­ge­nom­men.